Kurzer Abriss über die Geschichte des Räucherns

räucherung-1Das Räuchern im Altertum

Räuchern war früher in allen Kulturen der Welt ein üblicher Brauch, der nicht wegzudenken war. Weihrauch, Myrrhe und weitere Räucherstoffe galten als sehr kostbar und waren den Göttern geweiht. Man schenkte Ihnen diese wertvollen Stoffe, indem man ihnen zu Ehren an ihren Festen riesige Mengen Weihrauch in den Himmel steigen liess. Die Menschen übermittelten durch Räucherrituale ihre Gebete an die Götter und hofften dadurch  die Gunst der Götter zu erwecken. Es herrschte die Vorstellung, dass der Rauch die Gebete in den Himmel zu den Göttern beförderte. Auch beobachtete man die heilsame sowie desinfizierende Wirkung des Räucherns, weshalb in Tempeln sowie bei grossen Menschenansammlungen immer reichlich geräuchert wurde.

Kostbares Gut

Im Altertum florierte der Handel mit Räucherstoffen. Räucherwaren wie Weihrauch und Myrrhe waren begehrte Handelsgüter. Nicht von ungefähr brachten auch die Heiligen Drei Könige dem Neugeborenen Gold, Weihrauch und Myrrhe als edelste Geschenke mit.

Seherinnen und Priesterinnen

Priester und Priesterinnen stellten durch Räucherungen eine Verbindung zu den Göttern her. Seherinnen verwendeten Räucherungen um Visionen zu erhalten, zu weissagen und zu orakeln. Dazu wurden Räucherstoffe verwendet, welche die Betroffenen in einen Trancezustand brachten. Es waren durchaus auch halluzinogene Räucherstoffe darunter.

Alchemisten, Magier, Ärzte…

Im Spätmittelalter, in  der frühen Neuzeit sowie in der Neueren Geschichte befassten sich Philosophen, Alchemisten, Magier und Ärzte mit dem Räuchern, wobei grosses Interesse an dessen magischer Wirkung bestand. So sind in Büchern dieser Zeit mitunter auch gefährliche Räuchermischungen enthalten, in denen Giftpflanzen verwendet werden. Diese wirken stark halluzinogen und deren giftige Dämpfe können gar zum Tod führen.

Weise Frauen und Hebammen

Gleichzeitig waren die damaligen weisen Frauen und Hebammen in der Heilkraft des Räucherns bewandert. Sie hüteten das alte Wissen und gaben es von Generation zu Generation weiter. So kannten sie beispielsweise Räucherungen, um die Geburt zu erleichtern, die Fruchtbarkeit zu steigern, die Menstruation zu regulieren oder Schmerzen zu lindern. Sie wussten auch um die desinfizierende Wirkung, weshalb auch in den Krankenhäusern oder am Krankenbett geräuchert wurde.

Rauhnächte

In ländlichen Gebieten und im Alpenraum ist z.B. der Brauch der Rauhnächte erhalten geblieben, wo Haus, Stall und Felder zwischen Weihnachten und Dreikönigstag ausgeräuchert werden. In diesen Nächten vertreibt man das Böse durch Räucherungen, da nach altem Brauchtum dies eine Zeit ist, in der das Tor zur Geisterwelt sehr durchlässig ist. Eine weitere Auslegung der Rauhnächte, die mir mündlich überliefert wurde, besagt, dass jeder dieser zwölf Tage den zwölf Monaten des neuen Jahres entspricht. Hierzu wird an jedem Tag geräuchert, man erhält jeweils Visionen über den entsprechenden Monat oder beobachtet den Tag, um daraus die Energie des jeweiligen Monats zu erahnen.

Und heute?

Heute entdeckt man den Brauch des Räucherns wieder. Seit ein paar Jahrzehnten wird das Räuchern immer populärer und beliebter. Es ist nicht mehr lediglich an Gottesdienste verknüpft, sondern steht unterdessen als eigenständige Handlung für sich. Räuchern hat viel mit sich Zeit nehmen, Achtsamkeit, sich einlassen, heilen, geniessen, sich öffnen, sich transformieren und Bewusstseinserweiterung zu tun. Dennoch ist das Räuchern noch nicht dermassen bekannt, dass jeder sich darunter etwas vorzustellen weiss. Deshalb gehe ich im nächsten Blog auf die Räucherpraxis ein.

Buchempfehlungen

Für tiefergehende Informationen empfehle ich „Botschaft an den Himmel“ von Susanne Fischer-Rizzi, bzw. dessen Neuauflage „Das Buch vom Räuchern“ von Susanne Fischer-Rizzi, „Räucherstoffe und Räucherrituale“ von Thomas Kinkele und „Räucherstoffe – der Atem des Drachen“ von Christian Rätsch.